Rede von Prof. Leithner anläßlich des Festkolloquiums zu seinem 60. Geburtstag am 20. September 2005 an der TU-Braunschweig.

Lieber Herr Vizepräsident Burkhardt,
liebe Freunde und Kollegen,

zuerst möchte ich mich bei allen bedanken, die zu diesem Kolloquium beigetragen haben, bei Ihnen Herr Vizepräsident für die anerkennenden Worte und natürlich bei den Vortragenden Herr Prof. Kakaras, Dr. Stamatelopoulos und Dr. Müller - nicht alphabetisch gereiht sondern nach der Entfernung. Bei Dr. Müller und den Institutsangehörigen vor allem Frau Beierstedt und der Zentralstelle für Weiterbildung mit Herrn Borkovic bedanke ich mich auch noch für die Vorbereitungen.

Wenn man 60 wird kann man schon damit anfangen zurückzublicken und ich tue das mit dem Gefühl sehr großer Dankbarkeit.

Ich bin in meinem Leben keinen Schicksalsschlägen ausgesetzt gewesen, sondern war immer auf der Sonnenseite. Meine Kindheit war behütet und trotzdem frei in einem kleinen Dorf, die Schule zunächst im Dorf, dann das Gymnasium in der nächsten Kleinstadt und das Maschinenbaustudium in Wien verliefen problemlos. Mit 26 habe ich die richtige Frau geheiratet, habe in einer interessanten, international tätigen Firma zu arbeiten begonnen, die angebotenen Aufstiegschancen genutzt, daneben promoviert, mit meiner Frau 4 Kinder bekommen und schließlich 1983 hier an der TU Braunschweig als Professor angefangen.

Anfangs stiegen die Studentenzahlen, dann stürzten sie ab und stiegen nur langsam wieder an. Mich hat es sehr gestört, dass auch sehr gute Diplomingenieure über mehrere Jahre nur schwer eine Stelle bekamen.

Anfang der 90er Jahre hatte ich das Angebot in die Geschäftsführung meiner früheren Firma zurückzugehen, aber ich entschied mich - auch aus familiären Gründen - an der TU Braunschweig zu bleiben.

Manchmal habe ich, seit Evaluierung, Hochschuloptimierungskonzept etc. an der TU letzten Endes im Wesentlichen nur für viel Papierkram und weniger Geld sorgen, gedacht, es wäre die falsche Entscheidung gewesen. Aber auch in der Industrie wären die letzten 10 - 15 Jahre nicht ohne Probleme gewesen, auch wenn die EVT bzw. Alstom Power Boiler GmbH von 5 oder 6 großen Dampferzeugerbauern, die es 1971 gab als ich bei EVT zu arbeiten begann, praktisch alleine übrig geblieben ist. Standorte schließen und langjährige Mitarbeiter in den Vorruhestand schicken oder entlassen, wäre nicht das gewesen, was ich gerne gemacht hätte.

Zunehmend mehr schätze ich es an der TU immer mit jungen Leuten zu tun zu haben und ihnen meine Erfahrungen weitergeben zu können. Wenn ich sonst auf meine Arbeitszeit zurückblicke, dann gibt es neben der Freude an der Forschung, für die nicht immer das Geld zur Verfügung stand, das ich gerne gehabt hätte, nur eine generelle Enttäuschung. Als Ingenieur habe ich so wie viele andere dafür gesorgt, dass die Produktivität in den Kraftwerken verzehnfacht wurde durch größere Einheiten - 1000 MW statt 300 MW -und wesentlich verstärkte Automatisierung, d. h. dass Personal auf 10% reduziert werden konnte.

In allen großen Industriebranchen Stahl, Eisen, Keramik, Glas, Ziegel, Papier etc. war das ähnlich. Wir Ingenieure haben es aber versäumt an der Spitze der immer größer werdenden Unternehmen zu bleiben und haben den Platz zu oft für Wirtschaftsfachleute und Juristen geräumt und wir haben es versäumt in der Politik dafür zu sorgen, dass diese Produktivitätsfortschritte gerecht verteilt werden. Das Ergebnis ist, dass die Reichen in den letzten Jahrzehnten immer reicher wurden und die Armen ärmer, was jeder im Armutsbericht der Bundesregierung nachlesen kann. Zudem wird den Arbeitslosen nicht so selten vorgeworfen, sie sein selbst schuld oder wollten nicht arbeiten, was sich auch an einigen Beispielen aber mit Sicherheit nicht an der überwiegenden Mehrheit der Arbeitslosen belegen lässt.

Im Nachhinein besehen würde ich mein Leben politisch aktiver gestaltet haben wollen, zumal ich als Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft an der TU Wien begonnen hatte, politisch aktiv zu sein. Ein großes Hindernis war natürlich, dass ich seit 34 Jahren als österreichischer Staatsbürger im Ausland lebe.

Insgesamt aber bin ich ganz konkret dankbar meiner Familie, meinen Freunden und allen denen, die mit mir zusammengearbeitet haben. Auf einen Vorgesetzten oder Institutsleiter fällt viel Licht und Lob, das eigentlich der ganzen Abteilung, der Firma bzw. den Institutsmitarbeitern, Doktoranden, Diplomanden etc. gebührt und das möchte ich heute auch weitergeben, insbesondere an Dr. Müller,der FLOREAN (3D-CFD-Feuerungssimulationsprogramm), an Dr. Stamatelopoulos, der ENBIPRO (Kreislaufsimulationsprogramm), an Dr. Lehne, der BAUBAP (Lebensdauerberechnungsprogramm für dickwandige Bauteile ohne Wandtemperaturdifferenzmessung), an Dr. Trautmann, der Programme zur Simulation von Feuerraumdruckschwingungen und Optimierung des Anfahrens entwickelte, aber auch an alle anderen Doktoren, die Ihre Dissertation an meinem Institut schrieben und teilweise zu diesen Programmen und auch anderen Themen interessante, wissenschaftliche Beiträge lieferten.

Ohne Anwendung in der Industrie ist die Forschung nur halb so schön und so möchte ich mich ganz herzlich bei der EVT-Alstom , vielen Energieversorgungsunternehmen und vielen anderen Firmen der Energietechnik für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren bedanken.

Ich danke Ihnen allen, dass Sie gekommen sind um einige interessante Vorträge zu hören und mit mir zu feiern und damit darf ich Sie einladen in den Architekturpavillon zu einem Imbiss und Wein etc. und unterhaltsamen Gesprächen.